Gotische Johanniterkirche von Wiesenfeld

aus: www.dersch-familienverband.de








Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [14]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XXIV

"Im Sommer 1228 übernahm Elisabeth von Thüringen selbst die Pflege in einem von ihr gestifteten Hospital der Franziskaner in Marburg. Dorthin war sie ihrem Beichtvater Konrad von Marburg gefolgt. Zu den engen Freunden in Marburg zählten die in ihrer Nachbarschaft lebenden Grafen Heinrich III. von Reichenbach-Ziegenhain und Werner II. von Battenberg-Wittgenstein." Das schreibt der leider vor einigen Monaten verstorbene Gerd Schlegel in dem Heft Nr. 4 der Schriftenreihe des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee / Thür. e. V. "castrum wiszense" - "Die Geschichte der Johanniterkommende Weißensee in Thüringen". Gerd Schlegel schreibt weiter: "Graf Werner trat 1230/31 dem Johanniterorden bei und nannte sich danach in Urkunden "Bruder Werner, Johannisspitaler, vordem Graf von Battenberg". … Werners Vater, Graf Werner I., hatte mit Landgraf Hermann von Thüringen und Erzbischof Konrad von Mainz 1197 in Jerusalem mit dem Johanniter-Ritterorden Berührung gehabt und ihm nach seiner Rückkehr seine Besitzungen in Wiesenfeld geschenkt." In Wiesenfeld hatte Graf Werner ein kleines Johanniterkloster gegründet. Die gotische Johanniterkirche aus dem 13. Jahrhundert bestimmt noch heute das Dorfbild von Wiesenfeld am Burgwald, nördlich von Marburg. Interessant ist aber auch, dass die von Battenbergs zur gleichen Zeit wohl noch engere Verbindungen zum Deutschen Orden hatten. So erwähnt Dieter Wojtecki in seinen "Studien zur Personengeschichte des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert", dass ein Werner von Battenberg aus der Familie der nordhessischen Grafenfamilie derer von Wittgenstein-Battenberg um 1250 Komtur der Kommende Marburg war und in den 60er Jahren sogar Deutschmeister in Preußen.

Auch die von Gerd Schlegel erwähnten Grafen von Reichenbach-Ziegenhain hatten enge Verbindungen zum Deutschen Orden. Marian Tumler berichtet in "Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken" über die Ballei Hessen: "In Hessen wurde der Orden durch den Grafen Friedrich von Ziegenhain eingeführt, der im Jahre 1198 mit seiner Gattin im Heiligen Lande war und dort den Orden kennenlernte. Er schenkte ihm im Jahre 1207 die Kirche zu Reichenbach. Der Erzbischof von Mainz annullierte diesen Akt wegen juristischer Formfehler, erneuerte die Schenkung aber in demselben Schreiben. Im Jahre 1219 trat Heinrich von Ziegenhain mit drei Söhnen in den Deutschen Orden." Die vom Mainzer Erzbischof bestätigte Schenkung der Kirche zu Reichenbach findet sich in den Regesta Imperii Nr. 10724 vom 26. Februar 1211 aus Worms, wo es heißt: "Sifrid, erzbischof von Mainz, verleiht dem deutschorden den patronat der kirche zu Reichenbach". Als Zeugen werden Gottfried von Eppenstein und Gerlach von Büdingen sowie die Brüder Weher und Philipp von Bolanden genannt, wichtige Vasallen des Kaisers.

Darum ist es etwas unverständlich, dass Elisabeth kurz vor ihrem Tode ihr Hospital mit ihrem gesamten Besitz den Johannitern übertragen wollte. Es kann natürlich sein, dass der Johanniter Werner von Battenberg ihrer Lebensauffassung näher stand als die Deutschordensritter. Außerdem hatten die Landgrafen kein so gutes Verhältnis zu den Johannitern. Gerd Schlegel beschreibt das in seinem Buch: "Elisabeth von Thüringen hatte kurz vor ihrem Tode veranlaßt, daß ihr ganzer Besitz den Johannitern übertragen werden sollte. Das geschah ohne Wissen des Landgrafenhauses, des Mainzer Diözesanbischofs und vermutlich auch Konrads von Marburg. Was Elisabeth bewogen hatte, läßt sich nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich waren die Grafen von Battenberg an ihrer Entscheidungsfindung mit beteiligt. Vermutlich versuchte Elisabeth auch, ihr Hospital mit der Übertragung an die als Hospitalorden weit gerühmten Johanniter für die Zukunft abzusichern."

Elisabeth hatte auch die letzten Jahre brieflichen Kontakt zu Papst Gregor IX. So bestätigte dieser am 11. März 1231 auf Bitte der Landgräfin den Brüdern des Hospitals des hl. Franziskus zu Marburg den vom Landgrafen Heinrich und dessen Bruder Konrad verliehenen Patronat über die dortigen Kirchen (Regesta Imperii Nr. 6843). Zu diesen Kirchen gehörte sicher auch die von mir im Teil 41 der Beiträge zum Leben Hermann von Salzas erwähnte Kilianskirche zu Marburg. (siehe Heimatbote vom 15. 02. 2008 oder www.hermann-von-salza.de).

Elisabeth hat diese päpstliche Geste nicht sehr lange nutzen können. Sie konnte auch ihrem Hospital nur noch einige Monate dienen. Im November 1231 verstarb sie im fünfundzwanzigsten Lebensjahr nach kurzer Krankheit. Nach ihrem Tode brach dann ein heftiger Streit um ihr Hospital in Marburg aus, bei dem sogar Papst Gregor IX. als Schlichter angerufen werden musste.

Elisabeths Schwager, die Landgrafen Heinrich und Konrad, machten geltend, dass Elisabeth an dem Grundstück, auf dem sie ihr Hospital hatte errichten lassen, nur Nutzungsrecht auf Lebenszeit besessen habe. Gerd Schlegel schreibt in seinem bereits zitierten Buch: "Wörtlich schreiben sie [die Landgrafen], Elisabeth habe das Ganze … sowohl aus ihrer Unvernunft wie vielleicht aus einem törichten Rat getan." Durch den Einspruch des Papstes konnte sich auch der Mainzer Erzbischof den Forderungen der Landgrafen nicht mehr entgegenstellen und musste am 27. Juli 1232 erklären: "er habe niemals den Johannitern zum Besitz des Hospitals verhelfen wollen."

Am gleichen Tag, an dem Papst Gregor IX. den Erzbischof von Mainz, den Abt von Ebersbach und Conrad von Marburg beauftragt, "das tugendhafte Leben der verstorbenen Landgräfin (Elisabeth) und die an deren Grab geschehenen Wunder in Bezug auf die Frage von deren Heiligsprechung zu untersuchen und darüber zu berichten", beauftragte der Papst am 14. Oktober 1232 Conrad von Marburg mit dem Schutz des Marburger Hospitals. Am 2. August 1232 hatte Conrad von Marburg die Ansprüche des Johanniterordens auf das Franziskus-Hospital für unbegründet erklärt. Sicher wird Conrad von Marburg "predicator verbei in Alamannia", als vom Papst mit der Bekämpfung des Ketzertums eingesetzter und oft belobigter Priester, dieses Privileg für sich ausgenutzt haben.

Über die Heiligsprechung Elisabeths und die Aktivitäten des Deutschen Ordens in Marburg berichtet der letzte Teil dieser kleinen Reihe.

Hinweis zum Bild: Beim Suchen nach dem Johanniterkloster Wiesenfeld bei Battenberg fand ich auf der unten angegebenen Internetseite das Bild dieser Kirche. Für die Genehmigung der Veröffentlichung möchte ich mich bei Herrn Hermann Dersch herzlich bedanken. Einer seiner Vorfahren, Wilhelm Dersch, hat das bei Marian Tumler erwähnte "Hessische Klosterbuch" verfasst.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. Mai 2008


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